17.02.2010

Ein Bauwerk als Politikum

Letzten Samstag wurden die Entwürfe für einen Umbau des Landtags vorgestellt. Der erstplatzierte Entwurf sieht so aus:


Quelle: competitionline.de

Das Politikum

Ob der alte Oesterlen-Plenarsaal abgerissen wird und der Glastempel des Architekten Yi gebaut wird, entscheidet in ein paar Wochen eine Kommission aus Vertretern der Landtagsfraktionen.
Es kommt gar nicht mehr darauf an, was einzelne Politiker oder gar die Bevölkerung möchten, sondern nur was die Parteien als Gesamtheit vorhaben.
Grüne und Linke sind gegen einen Abriss, hauptsächlich aus finanziellen Gründen.
Die SPD ist unentschlossen, wird wohl aber auch für den erstplatzierten Entwurf stimmen, weil Stephan Weil, OB von Hannover, den Entwurf befürwortet.
CDU und FDP wollen den Landtagsneubau. Allen voran Hermann Dinkla, der Landtagspräsident, der sich vehement für einen Neubau einsetzt.

Die Architektur

Der Glastempel Yis entspricht voll dem Zeitgeist (der Architekten). Auf die Verlogenheit der angeblichen Transparenz, die Architekten und Politiker so gerne in dem Landtag hätten, möchte ich gar nicht eingehen. Das wurde hier und in einem ziemlich guten Leitartikel der HAZ von vorgestern getan.
Mag der Entwurf Yis von der Leineseite noch ganz gut aussehen, offenbaren sich die Schwächen insbesondere beim Blick von der Leinstraße aus.
In einem Abstand von 14 Metern zum Leineschloss steht der neue Plenarsaal und entwickelt keinerlei Bezug zu dem klassizistischen Bauwerk - und das obwohl Yi versucht hat, "kongenial mit Laves zu arbeiten". Der arme Laves würde sich im Grab umdrehen. Er selbst hatte um 1820 einen Entwurf zur Vervollständigung des Leineschlosses durch einen Ostflügel erarbeitet, der aber nie verwirklicht wurde:


Quelle: landtag-niedersachsen.de

Der Entwurf Laves hätte sowohl die Symmetrie in der Leinstraße links und rechts des Portikus hergestellt, als auch die Symmetrie vom Waterlooplatz aus.

Einige der eingereichten Entwürfe für einen neuen Plenarsaal nahmen diese Idee auf, schieden aber entweder gleich aus (nps tchoban voss aus Berlin):

oder erhielten nur eine Anerkennung (Fritze und Mueller-Giebeler aus Ahlen):

Quelle: HAZ.de, competitionline.de

Insgesamt gesehen muss man sagen, dass der Neubau eines Plenarsaals am alten Leineschloss ein Problem ist.
Ein direkter Anbau sieht in den meisten Fällen nicht besonders gut aus, ein Solitärbau lässt das Schloss verstümmelt zurück.

Ab 22. Februar werden alle Entwürfe öffentlich in der unteren Wandelhalle ausgestellt. Geöffnet täglich von 10.00-18.00 Uhr (bis zum 7. März).
Das werde ich mir angucken.

Nachtrag: Ein Entwurf, der mir auch gut gefällt und den ich mir auf jeden Fall nochmal genauer anschauen werde, ist dieser hier von Mijic Architects aus Italien:

Architektonische Extravaganz, gleichzeitig aber eine gerade Front zur Leinstraße.
Das Modell reicht leider nicht um sich eine ausführliche Meinung zu bilden.

4 Kommentare:

FS hat gesagt…

Ich auch. Aber Vorsicht, am ersten Tag ist die Ausstellung erst ab 10.30 geöffnet.

tmx hat gesagt…

Oh, ich sehe gerade, sogar erst ab 11.30 ;).

FS hat gesagt…

Die sind gut. Bis letzten Montag Vormittag sollte die Ausstellung Übermorgen beginnen, dann nächsten Montag um 10, dann um 10.30, seit heute 11.30 - was treiben die da?

tmx hat gesagt…

Die haben Angst, dass die Leute die anderen Entwürfe sehen, die nicht wie Tempel aussahen und aus Glas und Stahl waren :D